Zehn Jahre gibt es jetzt die Helmut Newton Stiftung in Berlin, in der Stadt wo Helmut Newton 1920 geboren wurde und seine Ausbildung bei der legendären Fotografin Yva in der Schlüterstraße machte. 1938 verließ er Berlin mit dem Zug in Richtung Triest. Zwei Kameras hatte er im Gepäck.
Paris, Monaco, Los Angeles, Melbourne, London, Ramatuelle in Südfrankreich gehören zu den Orten an denen er lebte, arbeitete, ein Meister der Fotografie wurde. Über fünfzig Jahre war June Newton an seiner Seite. Kennengelernt hat er sie 1947 in Melbourne. Neben den Werken von „Sex and Landscapes“, die jetzt anlässlich des Stiftungsjubiläums gezeigt werden, lässt die Ausstellung „Us and Them“ an dem gemeinsamen Leben, der Arbeit, den Reisen, der Freundschaft und Liebe von Helmut und June Newton teilhaben.
June fotografierte unter dem Künstlernamen Alice Springs. Oft porträtierten die Beiden unabhängig voneinander die gleichen Personen mit ihren eigenen Blicken und beschlossen, daraus eine gemeinsame Ausstellung zu machen.
So sind Doppel-Porträts von Catherine Denuve, Hanna Schygulla, Karl Lagerfeld oder Jane Birkin nebeneinander zu sehen, oft erkennt man, auch ohne auf den Titel zu achten, wer von den Beiden welches Porträt gemacht hat.
Es ist die unterschiedliche Art wie Männer und Frauen, Helmut und June auf sich und andere schauen, wann Sexapeal, Inszenierungen oder Tag-Träume eine Rolle spielen oder ob es beobachtende Distanz ist, die den Charakter einer Person einfängt.
In der Ausstellung gibt es wunderbare Moment-Aufnahmen, Helmut Newton beim Fotografieren, beim Inszenieren eines Aktes, müde vor einem Model ausruhend. June Newton sagt, dass Eifersucht kein schönes Wort sei, nein sie sei es nicht gewesen. Wunderbar ihr Porträt von dem vor sich hin träumenden Helmut Newton.
Auf vielen Fotos ist June zu sehen. Helmut Newton fotografiert auch seine Frau nackt, spielt mit Rollen-Klischees, Ironie der Geschlechterrollen.
Die gemeinsame Lebens-Reise von June und Helmut Newton endet 2004 in Los Angeles. Das Bild „Us“ von June alias Alice Springs ist Abschied. Die Anderen scheint es in diesem Moment nicht zu geben.
Die zweite Ausstellung „Sex and Landscapes“ verbindet Landschaftsaufnahmen, die Außenwelt, wie Flugzeug-Landebahnen, den Berliner Grunewald oder Lokomotivenräder in Nebraska mit körperlichen Phantasien und weiblicher Erotik.
Immer wieder Monte Carlo in der Dunkelheit, der Blick aufs Meer. Die Nacht als Möglichkeit des Rückzugs ins Intime. Ich mochte sehr das Foto „Tel Aviv“ von 1992 und stellte mir den Alltag, die Nächte, Sex, das Leben hinter den Fenstern ohne den Blicken der Anderen vor.
In schwarz/weiß Collagen spielt Helmut Newton mit den Phantasien von Außenfassade und Sehnsucht: Was stellen wir uns vor, was dahinter ist? Was könnte passieren, was ist wirklich möglich?
Auf die Frage an June Newton, welche Bedeutung die Stiftung im Museum für Fotografie für sie habe, erzählt sie die Geschichte, wie sie mit Helmut Newton in Berlin auf der Suche nach einem Ort für die Foundation gewesen seien.
Als sie vor dem heutigen Museum für Fotografie standen, unweit vom Bahnhof Zoo, wo er einst seine Heimat, seine Eltern verließ, soll er gerufen haben: „I´m home.“, und sie sagt weiter: „Its my second home. He is here and his work is here. Home was always where Helmut was. I`m homeless.“
HELMUT NEWTON/ ALICE SPRINGS: US AND THEM & SEX AND LANDSCAPES
5. JUNI- 16. NOVEMBER 2014
Helmut Newton Stiftung/ Museum für Fotografie
Di, Mi, Fr: 10.00- 18.00/ Do: 10.00- 20.00/ Sa, So: 11.00- 18.00
Jebensstraße 2
10623 Berlin-Charlottenburg
(photos © hannes hametner)